(HD und Ton nicht vergessen) ✱
Watzmann, Watzmann, Schicksalsberg…
…du bist so groß und wir nur a Zwerg!
Endlich lernten wir diesen bekannten Herren kennen, den Wolfgang Ambros inbrünstig besingt, und der selbst so laut ruft. Dieser Ruf eilt ihm ja sogar bis Oberösterreich voraus. Dementsprechend waren die Bedenken nicht klein zu reden an diesem Samstagabend, als in der Ramsau bei Berchtesgaden der Regen auf unser Busdach klopfte. Von anderen Tourengehern hatten wir von schlechten Bedingungen auf den „Reiben“ gehört. Nun denn: Wie gut geht das, diese Überschreitung mit Skiern, bei vermutlich nicht allerbesten Bedingungen, in einem Tag, womöglich ohne Markierungen und Seile?
„Nur dem, der den Mut hat, den Weg zu gehen, offenbart sich der Weg“, sagte Paolo Coelho
Schau‘ ma mal… Wir können ja nur bis zum Hocheck gehen. Oder nur bis zur Mittelspitze. Oder nur bis zur Südspitze… doch anstatt umzudrehen, hüpfte das Herzerl immer höher und die Sorgen wurden kleiner, nach dem uns der goldene Jesus am ersten Gipfelkreuz begrüßte: Der Watzmann eröffnet uns seinen unberührten Grat von der schönsten und spannenden Seite. Wow, da hinüber wollen wir…? Der Weg, obwohl wir ihn nicht kannten, war für uns sehr gut zu finden und zu spuren. Am schwierigsten auszumachen und am heikelsten fanden wir eine Querung zwischen der mittleren und südlichen Spitze in die Westflanke. Grundloser Schnee unterbrach den anhaltenden Spaß und kostete Zeit. Es ist kein angenehmer Moment, wenn man mit dem Skistock zufällig auf eine Gedenktafel stochert. Einzig die Nachricht, dass man auf dem richtigen Weg ist. Diese Hürde gemeistert, machte das Steigeisen-Kratzen wieder viel Spaß. Dass wir mit Skiern von seiner Südspitze fahren durften und gemütlich das eeeewige Wimbachtal hinauscruisten zum Nachmittags-Kaffee, das war die Krönung beim König. Und macht Lust auf ein Wiedersehen! Hat er nicht auch so eine schöne Ostwand? 🙂
Ein paar Facts
-> Watzmann-Überschreitung, 11. März 2018, Start Wimbachbrücke 4 Uhr früh, retour um 15 Uhr. Aufstieg über Gugel, Gipfelaufbau zum Hocheck teilweise aper, Ski über ca 300 HM getragen.
-> Abfahrt von der Südspitze kurz vor 13 Uhr – gerade noch vertretbar, der Himmel war bis Mittag bedeckt, die Sonne kam um diese Zeit heraus, erste Nassschneerutscher. Rinnensystem und Abstieg perfekt gefunden – auch dank Fußspuren, die knapp bis unter die Südspitze führten von Aufsteigendem aus dem Wimbachtal. In die letzte steile Rinne zum Wimbachgries wären wir sonst wohl nicht so bedenkenlos eingefahren!
-> Einfach genial, wenn man sich den rd. 8 Kilometer langen Rückweg vom Wimbachgries mit Skiern verkürzen kann.
-> Seil und Gurt hatten wir keines dabei, weil wir bei größeren Schwierigkeiten (die nicht eintrafen) umgedreht hätten. Nur Steigeisen und Leichtpickel.
✱ Noch ein Wort zum Video:
-> Für Adrenalin-Junkies: Bei Minute 1:40 gibt’s eine unserer seltenen GoPro-am-Helm-macht-den-Grat-noch-schmaler-Aufnahmen 😉
-> Ähhhm, ab 3:35: War nicht bös‘ gemeint, war nur fast zu schön um wahr zu sein, wenn einem die letzten Kilometer geschenkt werden
Beeindruckende Sache, gratuliere!
So am Grat im lockeren Schnee und nicht genau wissen, worauf man am Ende wirklich tritt…
Zur Abfahrt: die kurze Passage die im Video zu sehen war, hat recht entspannt ausgesehen. Ist das denn tatsächlich zutreffend?
Wie steil schätzt ihr’s maximal?
Abkletterstellen?
Danke!
Hey Flo,
hihi, das Spuren macht uns mächtig Spaß 🙂
Zur Abfahrt: Die ersten rd. 100 HM sind wir noch (tw. rückwärts) abgestiegen, so gut wie ohne Felsberührung, eine Stelle war’s Seil heraußen. Nach der Gipfelflanke und dem obersten Gratstück haben wir bei der ersten Rinne die Skier angeschnallt und sind linkshaltend abgefahren. War relativ entspannt bei uns, Schnee gut aufgefirnt, in der letzten Rinne ins Wimbachgries war’s dann schon sehr sulzig. Wir schätzen, dass es nie über 45 Grad steil wird, größtenteils zwischen 30 und 40 Grad.
Liebe Grüße!