Schauplatz Sardinien, November 2021. Sommer verlängern, Klettern, Buch schreiben und Homepage programmieren. So unser Plan. Wäre der Strom wie Regen vom Himmel gefallen, hätten wir Toaster, Haarföhn und Heizstrahler nach Belieben verwenden können. Von oben kam jeden Tag aber leider nur Wasser. Dafür haben die Campingplätze geschlossen und wir stießen sehr oft an unsere Kapazitätsgrenzen
Soweit so gut
Bisher hat sich unsere Solaranlage recht gut geschlagen. Mit den 220Wp am Dach kommen wir die meiste Zeit über die Runden. Wobei der Umstieg auf die teure LiFePo4-Batterie einen nicht unerheblichen Beitrag dazu leistet. In diesem Zuge haben wir auch einen Ladebooster eingebaut, der sich auch sehr positiv bemerkbar macht.
Aber „vans interessiert“, dem legen wir diesen Beitrag ans Herz! 👉
Die wenigen Male wo der Strom bisher nicht gereicht hat, haben wir uns mit einer Steckdose am Campingplatz gerettet. Ein Rettungsanker, der in Sardinien mit Stichtag 31. Oktober wegfällt, da sperren so gut wie alle Plätze zu. Überdurchschnittliche Computerzeit und eine ohnehin schon flachstehende Sonne, die uns tagelang im Stich lässt… 🤔 Andis Optimier- und Basteldrang steigt!
Drittes Panel aufs Dach?
Bei der Montage der Paneele am Dach haben wir darauf geachtet, sie so geschickt zu positionieren, dass a) das zusätzliche Gewicht möglichst zentral liegt und b) dass noch Platz bleibt für ein drittes eventuelles Panel.
Allerdings wäre das schnell wieder ein Arbeitstag: Dach reinigen, Sikaflex besorgen, Position überlegen, ausmessen und anzeichnen, alles dreimal überprüfen, Kleber aushärten lassen usw. Außerdem bräuchten wir einen neuen, größeren Solarladeregler, weil unser bestehender nur für die zwei Panele reicht. Und das zusätzliche Gewicht am Dach wäre der ohnehin grandiosen Fahrdynamik unseres Ducatos sicher auch nicht zuträglich 😄.
Oder doch Solarstrom aus der Tasche?
Also schlich sich die Idee ein, vielleicht doch so ein faltbares Solarpanel genauer anzuschauen… Bisher dachte Andi eher, das sei eher nettes Spielzeug. Zumindest die bisherigen Versuche mit kleinen Solar-Paneelen auf unserer Expeditionen waren stets ernüchternd.
Trotzdem wäre die Flexibilität ja schon sehr verlockend:
- Das Panel vielleicht genauso groß, dass es in die Frontscheibe passen würde?
- Bus im Schatten parken und Panel 5m weiter in der Sonne?
- Panel immer genau der Sonne ausrichten, wenn wir der flachstehenden Sonne mal jede Amperestunde abknöpfen möchten?
Bei der Recherche ist Andi dann gleich bei einem Panel hängengeblieben, dass die Frontscheiben-Größe erfüllen würde und sogar 135W leisten soll. Bei offgridtec wird es samt Victron-Laderegler und Kabelsatz angeboten. Hmm… das klingt verdächtig unkompliziert.
Zufällig finden wir genau dieses Set dann noch auf willhaben. Das muss wohl ein Zeichen sein 🙃.
Erster Eindruck: Könnte brauchbar sein.
Das Panel stellt sich beim ersten Aufklappen als brauchbar verarbeitet heraus. Der Stoff macht einen robusten Eindruck, die Nähte sind sauber, für das Anschlusskabel gibt’s eine Tasche und drei Standfüße lassen sich auch ausklappen. Das Gewicht hält sich dabei mit gut 5 kg in Grenzen und zusammengefaltet passt es genau zwischen die Campingstühle. Damit wäre es also schnell bei der Hand, wenn man es braucht.
Der Kabelsatz ist ebenfalls sehr brauchbar. Zur schnellen Verbindung vom Panel an den Laderegler ist ein sogenannter Anderson Stecker verbaut. Nur die Kroko-Klemmen zum Batterieanschluss sind nett gemeint… aber denjenigen möchte ich sehen, der sagt: Juhu Kroko draufgezwickt und gut is. M8 Ringhülsen wären realistischer.
Ja und der Laderegler von Victron mit Bluetooth sollte ja bewährt sein.
Einbau und Anschluss
Nach einem Mail an offgridtec bekam ich recht schnell die klare Antwort, ich könne den Victron-Regler bedenkenlos parallel zum bestehenden Votronic-Regler an die Batterie anschließen. Gut, da war ich mir nicht 100% sicher. Also los geht’s:
1. Der Platz für den Laderegler war schnell gefunden. Nämlich innen an der Verkleidung der Sitzkonsole. Da sitzt er senkrecht und bekommt genug Luft. Zwei kleine Löcher gebohrt und mit Kabelbinder montiert.
2. Dann wurde das Batteriekabel mit der Sicherung von den Kroko-Klemmen befreit, auf die richtige Länge gekürzt, mit M8 Ringhülsen ausgestattet und an der Batterie angeschlossen.
3. Das Kabel für den Anschluss des Solarpanels habe ich auf der seitlichen Abdeckung der Sitzkonsole (unter der Handbremse) durch ein Loch geführt und den Anderson-Stecker senkrecht nach unten schauend dort festgeschraubt. Damit sollte sich hoffentlich weder Schmutz noch Nässe im Stecker sammeln.
Fertig. Auch wenn ich normalerweise recht gut darin bin, aus kleinen Basteleien tagesfüllende Projekte zu machen… hier musste ich nach zwei Stunden einsehen: Dem ist nichts mehr hinzuzufügen 👍.
Verwendung in der Praxis
Zusammengefaltet können wir das Panel leicht verstauen, ohne dass es uns stört. Es ist aber auch schnell bei der Hand, wenn man es braucht. An dem Stecker an der Sitzkonsole lässt sich das Panel mit einem Handgriff an- und abstecken.
Sollte das Panel draußen stehen und die Tür geschlossen sein, klemme ich das Kabel einfach in der Tür ein. Die Dichtung am unteren Rand gibt da genügend Spielraum, sodass das Kabel nicht beschädigt wird (und sollten sich Abnutzungsspuren zeigen, würde ich die Kunststoff-Verkleidung etwas ausnehmen, um dem Kabel mehr Platz zu geben).
Die ersten Wochen der Verwendung zeigten überraschend positive Ergebnisse. Erstens lässt sich das Panel wirklich so einfach und schnell aufstellen, wie erhofft. Die drei Klappfüße funktionieren gut und es steht damit es in einem guten Winkel.
Und zweitens ist die Leistung durchaus sehenswert.
Hinweis: Auch wenn der ein oder andere jetzt vermuten könnte, wir kriegen da bei offgridtec was gratis… Nein, es ist tatsächlich einfach so, dass unsere Solarkomponenten, die wir dort bestellt haben, gut funktionieren und meine Fragen stets rasch beantwortet werden.