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We have joy, we have fun… 

Wie bereitet man sich auf einen 8000er vor? Unsere liebe und fachkundige Freundin Gerlinde K. hatte eines gemeint: „Ach Marlies, das macht ihr doch eh schon.“ Kein Geheimrezept also. Darum versuchen wir es weiter auf unseren Weg (denn der Typ Trainingsplan sind wir beide nicht). Für die Grundlagenausdauer gehen wir Skitouren. Je mehr Höhenmeter, umso besser. Je widriger die Verhältnisse – noch besser. Wir möchten Wind und Schneefall gewappnet sein. Eine Stoppuhr und die abgespulten Höhenmeter interessieren uns dabei gar nicht.

Wir basteln an unseren Grundlagen so wie es uns gefällt: Gehen mal schneller, mal langsamer, alleine oder mit Freunden. Dazwischen unternehmen wir gerne Kletterausflüge ins vertikale Eis, halten sie heuer aber bewusst in Grenzen – den technischen Anforderungen für Gasherbrum 2 und Laila Peak sollten wir grundsätzlich doch (mehr als) gewachsen sein. Zwischendurch geht’s zum Auflockern in die Kletterhalle (Kraft) oder zum Laufen (noch mehr Ausdauer). Im Grunde haben wir ein Gefühl: Wir möchten keine Wissenschaft daraus machen. Denn am liebsten sind wir einfach: draußen unterwegs. Und haben Spaß. Das wird der wichtigste Antrieb sein.

Auf die leichte Schulter? Not!

Ich. Geh. Nieder…

Doch bei einem Punkt hält sich der Spaß in Grenzen. Wenn der Rucksack gnadenlos auf die Schultern drückt – so als wolle ein Fuß eine Coladose zerknirschen. In der Dietlhölle ging ich (Marlies) am Montag fast in die Knie. Gut 15 Kilogramm auf 55 Kilo Körpergewicht finde ich kein ausgewogenes Verhältnis. Solange die Spur gut ist, ich meinen Trott gehen kann – kein Thema. Aber dann, wenn es über hart gefrorene Lawinenkegel geht, im kombinierten Gelände zum Klettern ist – dann zwingt mich das Zusatz-Gewicht zu einem Kraftakt. 13 kg Ballast sind okay, ist meine Erfahrung – aber bei 16 kg hab ich meine Schmerzgrenze erreicht, wenn es anspruchsvoller wird. Andi steckt 15 kg auf seine gut 70 kg Körpergewicht besser weg. Das möchten wir trainieren – darum stopfen wir unsere Rucksäcke bis zu unserem Abflug noch ganz oft voll mit Zelt, Schlafsack, Gleitschirm & Co. Ist vielleicht nicht ganz so lustig als Packesel auf Touren zu gehen, aber der Körper gehört darauf vorbereitet. Was herauskommt sind Touren wie diese.

Mit Zelt und Schirm ins Tote Gebirge

Wir genießen es in diesem Winter, keine halbe Stunde weit fahren zu müssen und dennoch mitten im bergigen Paradies zu sein. So können wir Arbeit und Training noch besser unter einen Hut bringen. Sehr oft zog es uns heuer schon ins Tote Gebirge – auf den Großen Priel, zur Spitzmauer, auf den Feuertalberg oder quer über die größte Karstfläche der Ostalpen. Die Anstiege sind lang (mindestens 1600 Höhenmeter), das Gelände alpin und die Umgebung einsam. Perfektes Trainingsgelände also.

Am Montag machten wir uns zur Spitzmauer auf – nicht über die Ostwand, sondern über die Dietlhölle und ihren normalen Sommerweg. Im mächtigen Kar der Dietlhölle suchen wir über den anfänglichen Lawinenkegel unseren Schritt, um als Schwertransporter behäbig, aber doch Meter zu machen. Keine einfache Sache. Selbstzweifel mischen sich in meine Gedanken, wenn ich daran denke, auf mehr als 7000 Höhenmetern mit solch einem Ballast unterwegs zu sein. Weg mit dem Zweifel! Genau deswegen sind wir doch unterwegs mit diesem schweren Rucksack.

Meisenberg statt Spitzmauer

Piepmatz am Meisenberg

Wir kommen voran und queren in Richtung Spitzmauer – und beim Blick in die felsdurchsetzte Flanke frag‘ ich mich, wieso wir unsere Steigeisen nicht eingepackt haben. Skier auf den Rucksack – das macht ihn natürlich noch angenehmer – und weiter geht’s. Der Schnee lässt sich halbwegs stapfen – doch ist es fordernd, die Balance zu halten. 1600 Höhenmeter stecken schon in den Beinen (und auf den Schultern). Im Meisenbergsattel kurze Trinkpause – und weiter geht’s. Wir bleiben am Grat, müssten eine steile Flanke queren – doch das erscheint uns zu heikel. Kommando zurück. Wir besprechen zig-Optionen, bis wir uns entschließen, doch nicht auf dem Gipfel der Spitzmauer unser Zelt aufzuschlagen – mal abgesehen davon, dass wir nicht einmal wüssten, ob sich ein Schneefleckerl zwischen den Felsen finden würde.

Eine (zu) angenehme Nacht im Zelt

Wir besuchen den Meisenberg – und zurück im Sattel schöpfen wir Hoffnung: auf einen Abflug! Wir packen unsere UFOs aus dem Sack, ziehen sie auf – doch als wir zum Sonnenuntergang abflugbereit sind, frischt der Wind wieder auf. Könnte gehen… Sollte gehen… Aber das Restrisiko ist uns zu groß.

Wir packen unsere Schirme wieder in den Rucksack, steigen und fahren das anspruchsvolle Gelände wieder hinab und stellen auf dem Tote-Gebirgs-Plateau unser Zelt auf. In unseren Carinthia-Schlafsäcken (der Komfortbereich liegt für mich Mädchen bei minus 20 Grad) ist es lauschig warm. Die selbstgemachte Pizza vom Vortag schmeckt bestens! Die Minus zwei Grad in unserem Zelt, die wir mit der Uhr messen, sind mehr als gut auszuhalten. Ist doch alles fast ein bisschen zu schön und zu angenehm – aber wollen wir mal nicht jammern 😉

Am nächsten Morgen hängt die Bewölkung tief, es schneit sanft vor sich hin seit den Nachtstunden. Die Sicht ist zu schlecht für einen Abflug – aber macht nichts. Der Schnee ist schwer okay – und mit dem Riesending auf unserem Rücken haben wir ein gutes Beinkrafttraining auch gewonnen.

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