…und noch besser: endlich wieder Ski fliegen! Wir hatten schon abgeschlossen mit einem Abflug vom Großen Priel in Richtung Sonnenuntergang und die Skischuhschnallen für die 2000 Höhenmeter lange Abfahrt fest zugeknallt. Am knallroten Gipfelkreuz blies uns der eiskalte Nordwind um die Ohren. 30 Stundenkilometer, mindestens. Prognostiziert war: ein leichtes Lüfterl aus Südwest. Ist ja klar: Der Wind ist seit Wochen gegen uns. Immer, wenn wir unsere Flügel auslegen, vereitelt ein fieser Windstoß aus der falschen Richtung unseren Flugplan. Wir haben da unsere Verschwörungstheorie!
An diesem Samstag Ende Jänner wird unsere Piloten-Pechsträhne aber doch noch ein überglückliches Ende finden (wie unser Titelbild bereits verrät ;-)).
Aber zurück zum Anfang. Wir sind zum Großen Priel unterwegs, eine der ausgiebigeren Touren in unserer Heimat – so eine, wie sie sich Marlies wünscht, und so eine, wie sie mit ganz viel Liebschauen auch Andi mitmacht. Vor allem haben wir unsere UFOs, unsere ultraleichten Flugobjekte, dabei – der Abstieg wird eine Leichtigkeit! Denn was soll bei diesen sanften Windprognosen schon schiefgehen?
Goldkar – eine goldrichtige Entscheidung
Als wir bei unserem Landeplatz nahe der Polsterlucke aus dem Auto steigen, da wechselt der Priel gerade in der Morgensonne von seinem orangen Negligé in sein weißes Winterkleid. Oh la la! Das macht in diesem Licht die Mauer daneben besonders spitz.
Schon dutzende Male gingen wir zum Prielschutzhaus, das derzeit noch im Winterschlaf liegt. Diesmal wählen wir eine für uns neue Route: über das Goldkar wollen wir. Lange folgen wir gemütlichen Schrittes der Forststraße, bis wir uns in lichtem Wald den Südabbrüchen des Kressenbergs nähern – hier lässt es sich im Sommer fein klettern. Die Lawinensituation ist stabil genug, dass wir uns butterweich im Firn vorwärts spuren. Nur über ein paar relativ frische Lawinenkegel müssen wir mit schärferer Klinge stapfen.
Jausenpause vor dem Brotfall
Die Jausenpause am sogenannten Jausenstein kommt wie gerufen, die Sonne zehrt heute an unseren Kräften. Die bevorstehende Brotfallscharte wollen wir mit Vorsicht genießen – die Altschneeschichten in der Schneedecke sind nicht so einfach zu durchschauen wie die Schichten in unserem Speckbrot. Wir tasten uns langsam vorwärts, mit gehörigem Sicherheitsabstand – und weichen links in die Felsen aus. So macht uns sogar Klettersteiggehen Spaß. 😉 Jetzt aber Steigeisen an – und auf geht’s in leichter Kletterei und am Ende in Stapferei durch die gut 40 Grad steile Flanke.
Großer Priel, großes Finale
Ein Grat zum Gipfel
Von hier ist es nur noch ein Spaziergang bis zum Großen Priel – einer der schönsten Sorte. Eine flachere Flanke führt zum fesch überwechteten Gipfelgrat. Wir lassen hier unsere Skier und spazieren bis zum acht Meter hohen Kreuz, das auf 2515 Metern über dem Meer fest verankert ist. Der Blick fällt in die Südflanken und weiter bis ins Flachland. Ein Traum, auf dem höchsten Berg im Toten Gebirge mutterseelenalleine unterwegs zu sein!
Nur eines gefällt uns gar nicht so: Der Wind ist auch hier und aus nordwestlicher Richtung aufgestiegen. Unseren Abflug können wir uns abschminken…
Gipfel. Glück.
Abgefahren!
Wir finden uns mit der Abfahrt ab – ist ja auch nicht so schlecht. Die steile, felsige Brotfallscharte lässt sich nicht immer durchgehend befahren – heute schon – und das klappt ausgesprochen gut!
Zurück beim Jausenstein ist irgendetwas anders. Wo ist der Wind geblieben? Diese Chance – 250 Höhenmeter weit unten im Lee – wollen wir nützen. Bereitmachen zum Abflug!
Hochgefühl
Nach ewiger Enthaltsamkeit kommt wieder dieses Gefühl. Dieses schwer beschreibliche Fluggefühl! Spielerisch steigt das UFO über unseren Kopf, und ganz plötzlich fahren wir nicht mehr, wir fliegen. Dem Sonnenuntergang entgegen!
Punktlandung
Zurück beim Auto fliegen wir uns in die Arme. Überglücklich, endlich wieder in der Luft gewesen zu sein – und wieder gemeinsam am Boden zu stehen.