Der Föhnsturm – eine denkbar hinterlistige Wettererscheinung für Wintersportler (und Paragleiter sowieso). Was der Wind alleine an diesem Sonntag verfrachtet hat, müssen zigweise Tonnen sein, das war ringsum mit freiem Auge zu beobachten. Der Wind hat seine Lawinen-Baumeisterprüfung mit Bravour abgelegt – die Triebschneepakete sind abholbereit. Wer aber doch noch die Weihnachtspackerl erleben möchte, sollte ein großes Bogerl um die eingewehten Hänge machen…

Es braucht einen guten Plan

Wir wollten an diesem Sonntag dennoch eine längere Tour angehen – wissend, dass wir eine gute Wahl treffen und die Verhältnisse im Auge behalten müssen. Wir entschieden uns für den Scheiblingstein – allerdings von der sonnigen Südseite, wo das Gelände flacher ist und die bitterkalten Temperaturen erträglicher sein sollten. Das heißt zwar, wir müssen auf die andere Talseite fahren, in die Mühlau nach Hall bei Admont – was uns die zusätzlichen Kilometer aber wert ist. Denn wir wollten die „Lange Gasse“ schon längst von ganz unten angehen. Den Scheiblingstein könnte man auch von der Bosruckhütte starten (Achtung, der Link führt zu einer Bildgeschichte über zwei sonnensüchtige Schneehühner), doch den frisch geladenen steilen Südhang des Großen Pyhrgas wollen wir heute (Lawinenwarnstufe III) keinesfalls queren. An den Südhängen löste sich schon vor wenigen Tagen am 1. Dezember eine Lawine, ein Tourengeher wurde mitgerissen, befreite sich selbst.

So läuft der Hase!

Eine gute (Spur-)Wahl trafen schon früher aufstehende Tourengeher vor uns. Minus 15 Grad Celsius zeigte die Temperatur im Auto an, wir genießen die warmen Sonnenstrahlen in unserem Gesicht, bleiben mehrmals staunend stehen, um die Föhnstimmung einzufangen. Faszinierend und so entbehrlich zugleich. 😉

Als Andi gerade eine Gams fotografiert, glaubte er beim Blick durch den Sucher, es kugelt ein Schneeball aufwärts. Irgendwie wusste er aber, dass dies alleine schon wegen der Gravitation nicht funktionieren kann. Beim Zoomen des Rätsels Lösung: ein Schneehase! 🙂

Föhnwetterbergsteiger

Wir genießen es, unterwegs zu sein. Nachdem wir in die Lange Gasse kommen, frischt der Wind auf. Am Gipfelaufbau wird es ungemütlich. Wir ziehen an, was der Rucksack hergibt. Und denken an unsere Expedition, die uns nächstes Jahr ins Karakorum führen soll. Angesichts dieser Tatsache finden wir den Wind wieder schwer okay. Ein gutes Training 😉

Mutige Quergänger

Ehe wir voll auf uns konzentriert sind, um uns auf den Skiern zu halten, werfen wir noch einen Blick zum Pyhrgas. Und trauen unseren Augen nicht. Den rund 40 Grad steilen Hang querten an diesem heiklen Tag tatsächlich mehrere Tourengeher. Dort, wo wir uns bei diesem Lawinenlagebericht nie hingetraut hätten…

Auf dem Gipfel weht interessanterweise viel weniger Wind als auf dem Rücken. Noch ein paar Fotos und ab geht’s. Die Schneequalität ist wechselnd auf den rund 1400 Höhenmetern: Oben bockhart und windgepresst, dazwischen feiner Pulver, im Wald wird’s dünn, die Forststraße läuft. Wir kommen recht freudestrahlend vom Gipfel direkt bis zum Auto – Föhnfrisur inklusive.

Kling Glöckchen… Glöcklkar

By the way: Am Samstag haben wir es auch ganz gut erwischt und uns den Wind vom Leib gehalten. Im Glöcklkar bei Roßleithen fanden wir feinen Pulverschnee (megageilenfettenultrafluffigen Powder natürlich). Im unteren Teil helfen die Forststraßen über freie Wurzeln und Steine hinweg.

Schöne Touren euch allen! 🙂