Mayerlrampe. Modetour. Massenauflauf.
Erstens kommt es anders, zweitens als man denkt. Für die Mayerlrampe in der wundervoll-wilden Nordwand des Großglockners haben wir unsere Eisschrauben aufmagaziniert. Und dann im Glockner-Biwak ein Moment der Ladehemmung… Die Schachtel ist jetzt schon voll, und es kommen noch mehr Leute in Richtung Blechbüchse!
Fast alle wollen sich durch die Mayerlrampe pickeln. Immer diese Modetouren. Massenaufläufe haben wir nicht so gern.
Plan B.
Wie cool, dass wir gerade noch eine Begegnung der besonderen Art hatten. Bei der Franz-Josefs-Höhe kamen wir mit einem Bergführer-Urgestein vom Glockner zum Plaudern – mit seinen Söhnen hatte Marlies die Instruktor-Ausbildung Hochtouren absolviert.
„Was. Echt jetzt?“
Dass die Pallavicini-Rinne derzeit in guten Bedingungen sei, hätten wir nicht geglaubt. Wir dachten, sie kommt als unausweichliches Steinschlag-Gully daher. Das haben wir auch nicht so gern.
Aber unter diesen Umständen: Auf in die Pallavicini! Wir haben dafür zwar eine Hand voll Eisschrauben zu viel mit. Aber Material beruhigt doch. (Und beschwert, verdammt).
Einer schnarcht immer
Im Glocknerwandcamp suchen wir früh das Ferne. Schlaf war ungefähr so viel drin wie für eine Mutter von Zwillingen. So gut wie keiner. Einer schreit immer. Eine zweite Seilschaft übernimmt auch unseren Plan. Schneestapferei. Ein mystisches Gefühl, die Nordwand zu queren und sich einem der berühmtesten Eisanstiege Österreichs zu nähern. Die Pallavicini ist auch die viel schönere Linie! Zieht pfeilgerade nach oben. Die Schneestapferei wird steiler. Der Bergschrund bleibt problemlos. Eisschrauben? Brauchen wir nicht. Stapf. Stapf.
Auf der Sonnenseite
Stopp. W-a-h-n-s-i-n-n!
Wir sind sprachlos, als wir uns in der fortgeschrittenen Tour kurz umdrehen.
Der Horizont leuchtet rosa, der Schnee glänzt orange. Es sind Momente wie diese, die uns den Atem rauben. Schnauf.
Weiterstapfen. Langsam spüren wir Felskontakt unter den Handschuhen und Steigeisen. Nicht jedes Stück bleibt dort liegen, wo wir es berühren. Hätten wir uns trotzdem schlimmer vorgestellt. (Die Seilschaft hinter uns wahrscheinlich auch). Klettern statt stapfen.
Aus der Traum.
Was für ein Moment, als wir den letzten Schritt aus der Nordwand setzen. Hinauf auf den Grat zwischen kleinem und großem Glockner. Eine altbekannte Stelle, nur noch ein kleines Stück Kletterei bis zum höchsten Punkt Österreichs (3798 m). Da strahlt die Sonne, da strahlen wir.