„Man merkt nie, was schon getan wurde, man sieht immer nur, was noch zu tun bleibt.“
Marie Curie
Wie jetzt, war’s das schon? Kann’s nicht einfach noch ein bisschen mehr sein? Ganz plötzlich liegt sie hinter uns. Und das Gipfelkreuz auf 3065 Meter nur noch ein paar Granitblock-Hopser vor uns.
Dabei war sie doch erst aufgetaucht, diese Wunderkante der Ostalpen, die Schönheit des Zillertals: die Grundschartner Nordkante.
Extended Version
Tausend Höhenmeter haben wir morgens als Frühstück gefressen. Hinter der Bodenseealm, wo den Kühen frische Milche gezapft wird und diese großflächig ihre Fladen hinterlegen, sieht man sie erstmals so prächtig und mächtig. Magisch zieht sich über die Felspyramide, zwischen schwindenden Gletscherresten, eine ideale Gerade zum höchsten Punkt.
Da oben also stehen wir nun. Wir würden, wenn wir könnten, diesen Traum von Fels noch weiter in die Länge ziehen.
Da hat die Autoanreise von Rading bis Häusling glatt länger gedauert als die feine Kletterei. Mensch, heute fühlen wir uns gut drauf. Die Kante ist so schön! Zu schön um wahr zu sein!
Wall of fame
Ganz amtlich in die „Wall of fame“ hob die Grundschartner-Nordkante Walter Pause in seiner Kletter-Bibel „Im extremen Fels“. Doch so extrem ist diese Tour gar nicht mehr – verglichen mit den anderen „Evangelien“ in seiner Klassiker-Sammlung. Der ausdauernde Alpinisten-Allrounder wird die Zutaten lieben wie ein Sonntags-Kirchengeher das Vater unser: 1500 Höhenmeter Zustieg. 700 Höhenmeter Klettern. Feinster Fels. Nicht zu schwierig (eine VIer-Stelle), auch nicht zu leicht. Ja und Amen! Einzig und alleine, wenn es nach der Tagestour wieder schier endlos hinunter geht, fragt man sich, ob es so schlau gewesen ist, diese Route als Eingehtour für die neuen Zustiegsschuhe gewählt zu haben. 😉