Sengsengebirgs-Überschreitung im Winter mit Ski: Von Haus zu Haus
Von Rossleithen, wo wir zuhause sind, nach Micheldorf, wo Andis Eltern wohnen, könnte man die Autobahn nehmen. Oder das Sengsengebirge. Wir gingen von Tür zu Tür über fünf Gipfel und ein Nebelmeer.

Zwischen unserer Wohnung (Gemeinde Rossleithen) und Andis Elternhaus (Gemeinde Micheldorf) liegt ja quasi nur das Sengsengebirge. Warum nicht einfach mal „heimgehen“ zum Abendessen?

Am Sonntag nahmen wir diese Idee in Angriff und starteten zu Fuß und mit den Skiern über fünf Gipfel und ein Nebelmeer von Haustüre zu Haustüre.

Morgens, 6 Uhr in Rading: Abmarsch.
Die Route
Unsere haus-gemachte Variante der Sengsengebirgs-Überschreitung sieht so aus: Rading – Budergrabensteig – Hoher Nock – Rohrauer Größtenberg – Gamskogel – Hochsengs – Schillereck – Klaus – Hungerbichl – Schön. Da kommen auch ein paar vertikale (2500) und horizontale (31.000) Meter zusammen.

Ski-Mode: on!
Nach 500 Höhenmeter am Rücken kommen unsere neuen Fischer-Transalp-Skier endlich dorthin, wo sie hingehören: an die Beine. Hm, zugegeben: Wir hätten uns eine kleinere Eingehtour aussuchen können für die neuen Teile. 😉

Nock im Nebel
Auf zum Nock. Unser Hausberg zieht sich heute irgendwie in die Länge. Macht aber nichts, die Stimmung ist ganz nach unserem Geschmack. Wolken, Sonne, nur zwischendurch schlürfen wir Nebelsuppe.

Hoher Nock.
Es lichtet sich. Und wir haben die hellste Freude, dass die Wetterpropheten ordentlich daneben liegen. Schön, wenn so eine Schlechtwettertour aussieht. 🙂

Vor uns: Gamskogel und Hochsengs.
Wie im Bilderbuch
Die Natur ist mit ihrer Landschaftsmalerei heute wieder bilderbuchreif unterwegs. Unter uns das Nebelmeer, über uns der blauen Himmel – und dazwischen unzählige Momente, in denen die Beinen still stehen, weil der Mund so weit offen steht. So schön!

Gipfelglück am Gamskogel.
Mann in Mondlandschaft.
Es ist jedes Mal auf’s Neue schön, mit seinem Fels in der Brandung auf Tour zu sein.
Biwak. Pause.
Wir hopsen von Gipfel zu Gipfel, beim Uwe-Anderle-Biwak packen wir das Speckbrot und die Eier und Tomaten aus. Damit wir weiter Gewicht sparen (also im Rucksack), behält auch die Kuhflecken-Schokolade nicht mehr alle Rippen.

Hier haben wir schon öfters genächtigt, heute bleiben wir nur zum Jausnen.
Um das Abfahren geht’s (uns) auf dieser Tour nicht wirklich. Von drei der fünf Höhepunkte rutschen wir die Rücken hinunter. Ein paar feine Schwünge erscheinen uns verzichtbarer als das ständige Ab- und Anfellen. Faultier-Modus…
Hochsengs. Hochgefьhl.

Nach dem Biwak steht uns das skibergsteigerische Herzstück der Tour bevor: der Hochsengs (1838 m). Wir seng’s eh, haben wir beim Biwak noch gesagt, wo wir da wohl durchkommen bis zum Gipfel. Südseitig in seiner felsdurchsetzten Flanke könnt’s etwas sumpfig sein, war’s auch, darum hielten wir uns zu Fuß oder mit Skiern immer direkt am Grat. Eine gute Wahl. Denn: Westalpen-Gefühle direkt daheim – wann hat man das schon?

Ein schmaler Grat, unsere große Gaudi.
Himmelsleiter. Immer weiter…
…bis zum bergsteigerischen G-Punkt: Grat, Gipfel, Glück. 🙂
Und weiter bis zum schillernden Eck.
Das Glьck liegt ja wirklich vor der Haustьre.
Das haben wir uns auf diesen Schritten gedacht. Wir sind frisch (fast) und fröhlich (sehr) – und reiben uns am Hochsengs kurz die Augen: Schneeschuh-Spuren? Der weitere Weg ist vorgezeichnet: Da hatte sich doch tatsächlich jemand vom Schillereck zum Hochsengs aufgemacht.

Shiny happy people…
Bussi und tschьss
Ein stummer Trott noch auf das schillernde Eck. Bussi und tschüss. Der Spering ist der westliche und letzte Eckpfeiler des Sengsengebirges. Weil er mit seinen 1605 Metern zu klein ist, um heute aus dem tristen Nebel zu blicken, beschließen wir, seinen Gipfel nicht mehr zu besuchen. Unser Weg bis zu Andis Elternhaus ist ja auch noch ein weiter. Von nun geht’s bergab.

Der Spering-Sender. Bis zur Funkstille.
Wer die Skier liebt, der…
Der Schnee macht leider auch bald Funkstille und so werden die Skier wieder auf den Rucksack verbannt. Jetzt beginnt der eigentliche Haaaatsch. Erst geht’s über noch hunderte Höhenmeter den eher langweiligen Wanderweg hinab (sollen wir uns dann vielleicht doch abholen lassen?), unter der Autobahn hindurch (sollen wir stoppen?), am Stausee und der Steyr entlang (könnten wir uns nicht treiben lassen?), am Bahnhof Klaus vorbei (bitte einsteigen?), und dann aber doch noch mit eigener Muskelkraft (und in den Skischuhen) über den Hungerbichl bis in die Schön.
A Xцcht’s und a Schnapstee
Zweieinhalb Stunden Fußmarsch nach der letzten Schneeberührung, die mit einem freundlichen Empfang zuhause schnell vergessen sind. Das Essen bei unseren Mamas schmeckt ja immer sensationell gut, aber das G’selchte (a Xöcht’s, wie wir zu diesem Stück Fleisch zu sagen pflegen) zur Jause und der Schnaps im Tee sind an diesem Abend außergewöhnlich gut. 🙂
PS: Retour brachte uns das elterliche Shuttleservice. 25 Kilometer, der Großteil über die A9, Pyhrn-Autobahn, in 20 Minuten. Es könnte ja auch so einfach sein 😉

CREATED BY
Marlies Czerny

Einen Augenblick bitte…