Über die Wolken fliegen Ready for Take Off: Ehe es nach Pakistan geht, akklimatisierten wir uns in den Alpen. Die Mühen nach Zwei Nächten über 4000 Meter waren schnell verflogen – in 20 Minuten ging’s von der Signalkuppe ins grüne Tal. Erst klopfte das Herz,dann hüpfte es!
Am Donnerstag steigen wir ins Flugzeug und tauschen die Kalkalpen mit dem Karakorum. Da es von 600 Metern (Garstnertal) bis auf 8000 Meter (Gasherbrum II) gehen soll, schadet’s wohl nicht, uns in den Westalpen zu akklimatisieren. Das dachten wir uns zumindest.
Packesel und Ameisenkönigin.
Wie blöd sind wir eigentlich?
Zwischendurch zweifeln wir an unserem Verstand, ob so wirklich eine gute Vorbereitung aussieht. Die Hüften schmerzen unter dem 20 Kilo schweren Rucksack, das Herz hämmert, der Regen prasselt auf uns nieder. Im Schneckentempo stapfen wir vom Ortsteil Staffal bei Gressoney la Trinité hinein ins Monte-Rosa-Massiv. Eine Bahn hilft uns nicht höher hinaus wie vor zwei Jahren, als wir uns auf der Vincentpyramide für den Peutereygrat akklimatisierten. Sie ist im
Frühlingsputz. Wär‘ doch zu schön gewesen.
Tagesziel im Aostatal.
Irgendwann kommen wir doch noch an der lieblichen Orestes-Hütte (2600 m) an. Kurz vor dem Einschlafen meldet sich der Verstand abermals zu Wort unter den kratzenden Laken auf der miefenden Matratze. Hilft das wirklich unseren roten Blutkörperchen und einer besseren Sauerstoffsättigung? Wären ein paar Tage am warmen Meer anstatt in kalten Winterräumen nicht zumindest eine enorme Förderung der Motivation gewesen, was doch bitteschön genauso wichtig sein wird auf diesem hohen Berg in Pakistan?
Erste Etappe. Mühsam ernährt sich das Eichhörnchen.
Zwischen den Fronten
Tag zwei: Zumindest kurz über die Gnifettihütte (3600 m) kommen wir hinaus. Dann nehmen uns Nebel und Graupel die Sicht – und wir drehen um. Die gute Nachricht: vom Rotwein ist noch etwas übrig (wir glauben einfach ganz fest daran, dass wir damit unsere roten Blutkörperchen vermehren können). Die noch bessere Nachricht: Die Hütte hat zwar geschlossen, eine superfreundliche Hüttengehilfin ist aber mit zwei Handwerkern hier und lässt uns in der warmen Stube Platz nehmen.
Whiteout.
Am dritten Tag sind wir auferstanden, starten mit der Sonne – und stecken gleich wieder im Nebel. Es ist aussichtslos. Ein komplettes Whiteout. Ich male schwarz. Die Motivation sinkt unter Meeresniveau.
Herrgott im Himmel, drehen wir doch um!
Das wünschte ich mir insgeheim. Andis Motivation ist aber noch nicht ganz auf Tauchstation. Oder navigieren wir uns doch noch bis ins Biwak am Balmenhorn? Gedacht, getan.
Halleluja!
Der Speck muss weg!
Wir kriegen: noch dünnere Luft. In noch kälterer Umgebung. Der Verstand fühlt sich schon etwas verarscht. Aber er kriegt etwas vom Speck vom Steinmetz aus Rottenmann ab. Da fühlt er sich gleich besser. Bis er sich erneut auf Matratzen erholen soll, bei denen sich weniger schmerzbefreiten Mägen übergeben würden. Life is hard in the mountains – oder wie heißt dieser schlaue Spruch?
Erst freischaufeln. Dann reinschaufeln.
Und irgendwann, da reißt es auf: Und niemand außer uns darf diesen Anblick erleben. Das frisch verschneite Monte-Rosa-Massiv – und keine Menschenseele. Ein Winterwunderland an diesem Frühsommertag Anfang Juni – das wir zwischendurch auch genießen können.
Das Balmenhorn und sein Biwak – aus der Perspektive unserer Drohne.
Im Hintergrund winkt der Liskamm herüber.
Tea-Time!
nicht ganz auf der Höhe
In der Nacht holt uns aber wieder die Höhe ein. Andi spürt Kopfweh, mir vergeht der Hunger. Erholung sieht anders aus. Ich muss den Porridge am nächsten Morgen nur riechen, wird mir schon übel. Sollen wir hinunter? Oder doch noch wie geplant ein Stockwerk höher – in die höchste Hütte der Alpen, die Capanna Margherita, die auf dem Gipfel der Signalkuppe steht?
Die Versuchung, wieder eine Etage tiefer zu fahren, liegt kurzzeitig näher als der Weiteraufstieg. Aber wenn wir schon hier sind… Weiter geht’s! Und das Wetter ist heute ausnahmsweise eines – perfekt!
Andi dreht die Spaghettirunde
Gipfelsammler.
Als wir im Lisjoch ankommen, schlage ich Andi vor: Dreh du die Spaghettirunde – und ich warte hier. Ohne Rucksack wird das für ihn eine Leichtigkeit, die kleinen Abstecher auf die umliegenden 4000er zu machen. Die Gletscher sind gut eingeschneit, darum ist es für uns vertretbar, dass Andi alleine loszieht. Und lieber als ein zweites Mal auf diese Hügel zu laufen – ich war vor ein paar Jahren schon mal hier – bleibe ich sitzen und schau in die Luft. Die ist nämlich nicht nur dünn, sondern auch sehr schön. Das hält auch mein Verstand für eine ausgesprochen gute Idee. Hätte er mir gar nicht zugetraut.
Ich schau in die Luft. Das Weißhorn spitzt herüber.
Nachdem Andi geschwind alleine die Gipfel von Corno Nero, Balmenhorn, Ludwigshöhe und Zumsteinspitze besuchte, checken wir ein auf der Margheritahütte auf 4554 Metern – und werden überrascht. Es ist sauber. Es stinkt nicht. Es ist nur kalt.
Die höchste Hütte Europas: Die Capanna Margherita auf dem Gipfel der Signalkuppe.
Der Appetit ist noch immer weg, das Kopfweh ist schon wieder da – aber im Grunde: Geht’s uns gut! Sowas von!
Hereinspaziert!
Die Aussichtsterrasse der Hütte. Hier wohnen zurzeit nur die Wolken.
Blick aus dem Küchenfenster: Die Dufourspitze nimmt den größten Platz ein.
Der Liskamm – eine besonders schöne Überschreitung von seinem Ost- zum
Westgipfel: www.hochzwei.media/liskamm-ueberschreitung
Fernseh-Programm. Eine Timelaps-Aufnahme entsteht.
Lassen sich auch in interessanter Kletterei aneinanderreihen: Zumsteinspitze – Dufourspitze – Nordend. Durfte ich vor ein paar Jahren erleben.
Der vielleicht schönste Platz in den Alpen für einen Sonnenuntergang. Links das Matterhorn von seiner nicht alltäglichen Seite.
Strahlekinder. Bei solchen Ausblicken sind die negativen Auswirkungen der Höhe wieder vergessen!
Gute Nacht!
Nur Fliegen ist schöner!
Am fünften Tag in den Westalpen lassen wir wenige Meter unterhalb der Margherita-Hütte erneut nicht unseren Verstand sprechen, sondern das Bauchgefühl. Viel Platz hat es rund um die Capanna Margherita nicht, um Ja, Nein oder Jein zu sagen – gleich fällt der Rücken der Punta Gnifetti steil in Gletscherbrüche ab. Worum es geht? Um die Frage, ob wir direkt von hier mit unserem Gleitschirm starten können. Und uns das zutrauen.
Leinen sortieren. Lage checken.
Jein? Ja!
Das geht! Also legen wir unseren Gleitschirm an der Gratkante aus, stellen die Skier auf Abfahrt – und wechseln das Element. Erst klopft das Herz, dann hüpft es! Immer höher!
Der Wind ist perfekt – eine leichte Brise von vorne – der Start ebenso.
Hinter uns die Hütte. Ein Hochgefühl nach dem Härtetest. Die Belohnung für die Strapazen.
Vor der Parrotspitze kratzen wir die Kurve. Wir wollen schließlich nach Italien fliegen, nicht in die Schweiz.
Hinaus in Richtung Aostatal. Vorbei geht’s an einer Hand voll Viertausender. Die Vincentpyramide liegt mit der Punta Giordani vor uns.
Über den Wolken… Ei, ei, ei!
Der Stoff, aus dem unsere Träumen sind: Unsere neue Flugbegleiterin, die SuSi3, ist nicht nur super leicht zu tragen (2 kg), sondern auch super leicht zu fliegen (EN-B-Zertifizierung).
Punktlandung. In 20 Minuten vom vergletscherten Gipfel auf die saftig grüne Wiese. Wir freuen uns – und fallen uns in die Arme.
Dieser Flug über Waben an Wolken, Gletscher mit Spalten, Grate mit Abbrüchen und ein Bergdorf im Ruhezustand hat uns schwer beeindruckt. Worte dafür zu finden, das geht leider nicht…
Das Grinsen bleibt bis Pakistan im Gesicht.
Am Donnerstag gehen wir wieder in die Luft – als Passagier der Turkish Airlines. Bitte einsteigen auf www.hochzwei.media/expedition-pakistan – dann nehmen wir euch mit auf diese für uns so spannende Reise.
Sehr gerne schicken wir dir Flugpost!
Wer uns unterstützen mag, diesen Traum zu verwirklichen und den Berg an Kosten zu reduzieren, der bekommt als Dankeschön eine Gruß-Postkarte aus Pakistan geschickt. Mit 10 Euro ist dein Postkasten dabei – mehr geht natürlich gerne ;-).
Bitte überweise uns deinen Grußkarten-Beitrag inklusive Namen und Adresse auf unser Konto: IBAN: AT73 3438 0000 0243 3209 oder per Paypal auf www.paypal.me/andreaslattner
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