Ab auf den Großglockner: Die Mayerlrampe mit Bike & Ski vom Süden kommend. Das ist: Ein ausgefüllter (Halb-)Tag. Und ein besonders erfüllender noch dazu!Als sich endlich ein stabiles Wetterfenster öffnet und wir zu dem Zeitpunkt blöderweise ganz zufällig in Osttirol sind, kommt uns die Idee: Glockner, Baby! Das wär‘ doch mal ein feiner „Hausberg“ für unser Wohnmobil!
Tja, so einen Hausberg hat man echt nicht alle Tage. Wir genießen ihn umso mehr. By the way: Wer mit seinem Wohnmobil oder Kastenwagen (ab 2,40 m Höhe) von Kals über die Mautstraße zum Lucknerhaus fährt, der sei besser vorgewarnt: 30 Euro kostet das Ticket. Damit hatten wir nicht ganz gerechnet… Aber immerhin hat sich die Tour ausgezahlt. 🙂 Und so ein Logenplatz… der darf schon etwas kosten. 😉
Ein grober Überblick
Eine Stunde nach Mitternacht aufzubrechen, das ist zwar nicht, was sich unsere innere Uhr so wünscht. Doch wenn wir mittags wieder zuhause sind und zurück zum höchsten Berg Österreichs blicken dürfen, ist doch alles wieder vergessen. Noch besser: unvergesslich!
Unsere Bike&Ski&Kletter-Runde führte uns vom Süden vorbei an Lucknerhaus und Stüdlhütte durch die Grögerrinne und Untere Glocknerwandscharte auf die Nordseite, über die Mayerlrampe und den Nordwest-Grat zum Gipfel und ab dem Glocknerleitl auf Skiern bis zum Bike. Bis zum Heidelbeergermknödel beim Lucknerhaus war’s dann gar nicht mehr weit. Nur noch vier Mal umfallen. Aber zum Glück hatten auch unsere Beine noch Kraft.
Das erste Mal Mayerlrampe war die Pallavicinirinne…
Aber ganz von vorne. Schon zum zweiten Mal brechen wir in Richtung Mayerlrampe auf – beim ersten Mal kamen wir in der Pallavicini-Rinne an. Wir hatten unseren Plan kurzerhand geändert, weil wir im gut gefüllten Biwak vernommen hatten, dass es bereits vier Seilschaften ins überschaubar gute Eis der Mayerlrampe ziehen würde. Und weil uns die „Palla“ als Linie ja fast noch mehr gefiel und wir im Zustieg einen Bergführer trafen, der von brauchbaren Verhältnissen berichtete, schwenkten wir spontan um – eine goldrichtige Entscheidung. Dass man die Palla heutzutage noch ohne Steinschlag, dafür mit einem guten Gefühl begehen kann, das hätten wir gar nicht für möglich gehalten. War umso cooler!
Damals in der Pallavicini-Rinne
Diesmal aber wirklich…
…Mayerlrampe. Da wir wenig bis gar keine Lust hatten, den Zustieg von der Kaiser-Franz-Josefs-Höhe über die Pasterze anzugehen und eine minimal gute Nacht im (wahrscheinlich) maximal gut besuchten Biwak zu verbringen, fiel unsere Entscheidung auf: Süden, Start beim Lucknerhaus. Weil das weiße Gold in einer dünnen Spur noch direkt bis vor nah gelegene Lucknerhütte reichte, heckte das Teufelchen auf unserer Schulter schon einen Plan aus: „Nehmt doch die Skier mit! Dann sind wir viel schneller wieder zurück zuhause!“ Aber, das Engelchen wandte ein: „Klettern im Eis und am Grat mit den beiden Brettern am Buckel? Das macht doch keinen Spaß!?“ Das Internet fand wenig sachdienliche Hinweise über solche Begehungen, doch dann stießen wir auf einen guten Alt-Bekannten, der das genauso gemacht hatte wie wir möchten – und fragten direkt nach. „Hey Leute, des ist überhaupt kein Problem, das hat nie gestört“, sagte der Michl – und riet uns eindringlich, die Skier unbedingt mitzunehmen. Nun ja… nur weil’s der Michl kann, heißt das noch lange nicht, dass wir das auch können – beziehungsweise dann auch Spaß dabei haben. Egal, werden sich Engelchen und Teufelchen einig: You never try, you never know!
Und weil’s bis zur Lucknerhütte ja auch noch ein kleiner Forststraßen-Hatsch‘ ist, kommen die Bikes gleich mit. Wenn schon, denn schon.
Um 22.30 Uhr noch einen Text-Auftrag abgeschickt, Laptop zugeklappt. Um 00:30 Uhr klingelt der Wecker, Rucksack aufgepackt… Hartes Selbstständigen-Brot. Oder: Das Los der Freiheit 🙂
In der Finsternis steigen wir bis zur Stüdlhütte auf. Sie liegt an diesem Tag noch im Winterschlaf, doch in ihrem Winterraum erwacht schon Leben. Zwei Jungs machen sich auch auf den Weg zur Mayerlrampe.
Pah. So majestätisch!
In unserem Rücken regiert die weltalte Majestät über die Hohen Tauern. Hat sich wohl mit Perlweiß die Zähne geputzt.
Im Dunkeln geht’s meistens monoton, still, ja fast melancholisch voran. Wenn dann wieder Farbe ins Spiel kommt, erhellt das auch die Stimmung. Das sind für uns immer wieder Momente zum Stehenbleiben und Staunen.
Ski auf den Rücken: Wir stapfen durch die Grögerrinne in die Untere Glocknerwandscharte. Kurz bevor’s mühsam wird…
…wandert endlich die Sonne ins Gesicht! Tut gut und erhellt das durchaus angespannte Gemüt, bevor wir uns in die Nordseite abseilen. Man weiß ja, dass man dann wieder zurück hinauf klettern muss, weil man sonst auf der ziemlich falschen Seite des Berges in ziemlich steiler Leit’n steht. 😉
In der Unteren Glocknerwandscharte sind insgesamt drei Abseilstellen eingerichtet – schnell und gut zu finden für uns. Wir sehen auch schnell, dass wir nicht die einzigen Seilschaften sein werden. Vom Biwak ausgehend steuern acht weitere kleine Pünktchen die Mayerlrampe an.
Herzlich willkommen auf der wilden Nordseite des Glockners!
Nach dem letzten Abseiler queren wir hinein in die Rampe. Hochbetrieb! Insgesamt vier Seilschaften (darunter eine Vierer-Seilschaft 🤔) sind unterwegs. Wir sind die vierte… Aber bleiben wir mal positiv.
Leichte Skepsis begleitet uns…
…trödeln wir mal besser nicht länger herum und weichen auf die Überholspur aus. Schnelligkeit ist Sicherheit. Im Eis Seilschaften über sich zu haben, das ist nie besonders angenehm. Wir wollten doch Eis mit Grat. Nicht mit Schlag…
Wir kommen ganz gut voran – quatschen kurz mit den Seilschaften (da waren doch in jeder zufällig Bekannte dabei) und sichern zwei Seillängen im Eis. Das haben wir als ganz brauchbar empfunden.
Pahhh… und so viel Zeit muss schon sein. Noch ein Blick in diese Flanken und über dieses Wolkenmeer!
Ende Eisgelände! BEGINN GRATGELÄNDE!
Das sieht doch wirklich einladend aus! Störten die Skier am Rücken bisher noch gar nicht, hoffen wir, dass das so bleibt.
Uhhh yeah! Da hat der Michl nicht zu viel versprochen!
Über den Wolken. Und plötzlich auch mittendrin…
Da lacht das Bergsteiger-Herz! Wir versuchen, schnell weiterzukommen – die Wolkenstimmung rundherum schaut zwar hübsch aus, sieht aber nicht mehr ganz so aufgelockert aus und kommt immer näher. Immer näher rückt dafür auch der höchste Punkt Österreichs – ohhhh yeah, Baby. Das ist der Gipfel! Auf 3798 Metern klopft unser Herz etwas schneller. Immer wieder schön, an diesem erhabensten Flecken der Republik stehen zu dürfen – und wieder mal über eine neue Route aufgestiegen zu sein.
Glockner, Baby!
Netterweise treffen wir auch hier einen Bekannten, den Marlies zufällig am Glockner kennengelernt hatte, als sie über den Meletzkigrat und er über den Theo-Riml-Gedenkweg aufgestiegen war. Die Bergwelt ist doch wirklich ein Dorf! Kurz quatschen, diesen magischen Flecken Erde genießen, aber dann auch wieder schnell hinunter, damit die Sicht nicht dicht macht.
Auf dem Normalweg herrscht der ganz normale (Hoch-)Betrieb. Wir kamen mit den ungefähr sieben Seilschaften, die uns im Abstieg begegneten, ganz gut aneinander vorbei. Aufeinander Rücksicht nehmen, miteinander kommunizieren – dann klappt das wie am Schnürchen.
Bei dieser guten Spur am Normalweg und den Wolken, die sich freundlicherweise noch zurückhalten, ist auch der Abstieg eine pure und hochkonzentrierte Freude.
Ein Geschenk des Himmels, dieses Blau!
Hehe… Ab dieser Stelle sind wir doppelt froh, die Ski mitgetragen zu haben 🙂
Das Grinsen wird immer breiter 🙂
Und wird wieder… etwas kleiner. 😉 des Tages gleich so ins Steile führen. Lieber langsam und kontrolliert.
Gut in Schwung! Jetzt schmiert’s wie Butter! Im oberen Teil war die Unterlage noch auf der harten, bockigen Seite. Aber besser schlecht gefahren als gut gegangen… oder wie sagt man?
Wie eine Panorama-Piste. Nur besser als in jedem Skigebiet.
Ende Skigelände. Wir kommen noch bis knapp vor die Lucknerhütte…
…und satteln direkt von Skiern auf Bikes um. Ein fließender Übergang from Ski to Bike – so haben wir uns das vorgestellt 🙂
Ein Abgang mit Stil
Voll bepackt mit tollen Sachen, die das Leben schöner machen…
Jetzt heißt’s nur noch rollen lassen – und mittags wieder zu Hause sein. Feiner geht’s nicht. 🙂