2/5: DIESMAL STEIGEN WIR VON NORDEN AUF DIE HALLER MAUERN UND LASSEN UNS VERZAUBERN: VOM HEXENTURM. SEIN ROSSKAR FINDEN WIR ZUM WIEHERN, DESSEN SCHNEIDIGEN SATTEL ZUM GIPFEL UMWERFEND.

Hex, Hex! Da sagte bei unserem Ama-Dablam-Vortrag eines Herbsttages in der Unterlaussa ein entzückend kleiner Junge, er habe auch ein großes Tourenziel. Im Himalaya, fragen wir ihn?

In den Haller Mauern! Sprach er. Den Hexenturm! Wenn der Kleine wüsste, welchen Floh er uns ins Ohr gesetzt hat… den wir am 19. Februar genauer unter die Lupe und Skier nehmen.

Schnupfnase Andi hat sich morgens noch einmal ins Bett anstatt in Schale geworfen. Sein Immunsystem hätte mit dieser Tour, die über das steile Rosskar in einem Klettersteig gipfelt, vielleicht nicht so viel Freude gehabt. Tamara und Marijan aus Ardning sind mit dabei – für die beiden wird’s ein Ortswechsel auf die dunkle Seite der Haller Mauern (die geographisch zu Oberösterreicher gehört). Sind wir vielleicht sogar alleine unterwegs? Wäre meine Vermutung (und leise Hoffnung).

Schon beim Parkplatz in der Oberlaussa fragen zwei, ob wir denn auch zum Hexenturm wollen… Und Steigeisen dabei haben? Diesmal schon, die Kreuzmauer als Erfahrungswert.
Erst der Forststraßen-Hatscher. Mühsam? Mystisch! Nebel verschleiert die Nordwände, bis er lichter wird als der Wald, durch den wir schreiten. Zu Beginn noch das Bärenkar vor Augen, schwenken wir nach links ins Rosskar. Da sind ja noch zwei Jungs unterwegs!

Der Neuschnee liegt lockerflockig im Kar, das wir immer höher steigen. Der Blick schweift zurück auf die Nebeldecke, unter der sich auch Andi bettet. Wie schön wär‘ das jetzt auch für ihn! In immer steiler werdender Spur ziehen wir aufwärts – queren in den ersten Sonnenstrahlen länger nach rechts ins obere Rosskar, das mit jeder Spitzkehre weiter hinauf die Vorfreude auf die Abfahrt in die Höhe treibt.
Am Ende des Kares liegt der Beginn des Grates: Wir stapfen ihm noch einige Meter entlang, bis wir die Skier deponieren und dem Klettersteig zum Gipfel folgen.
Nachdem wir uns im Gipfelbuch des Hexenturms verewigen (so wie es eines Tages auch der kleine Junge machen wird), machen wir uns auf den Weg in seinen Kessel. Dort werden wir mit einer schönen Abfahrt verzaubert – und tauchen auf den letzten Schneeresten der Forststraße mit kräftigen Oberarmzügen zurück zum Auto.
Endorphin: Ein mächtiges Rosskar, ein großes Finale am Gipfelgrat, eine feine Pulverabfahrt – so mögen wir das!
Adrenalin: Am kurzen Gipfelgrat über steilere Flanken und Klettersteig-Stahlseile in Felspassagen, längere Querung über Felsabbrüche
Nichts wie hin: Das mächtige Rosskar im Pulver ein Traum – am besten, wenn die Forststraße noch Schnee führt – nichts für Föhntage – nichts für Spitzkehren-Übungsversuche

Einen Augenblick bitte…