Wenn der strenge Winter dem Sengsengebirge sein langes schneeweißes Kleid anzieht und keinen Minirock, dann gibt’s statt Watschen durch dick verstrüppte Latschen endlos feine Schwünge auf freien Hängen bis (fast) nach Hause. Und dieser Winter hat das Sengsengebirge wunderschön herausgeputzt – so schön wie schon seit Jahren nicht mehr.
Haben wir es überhaupt je in so perfektem Zustand erlebt?
Wir bezweiflen.
Knapp unter der 2000er-Marke
Der laaaange Gebirgsrücken (den wir im vergangenen Winter überschritten haben) liegt in den oberösterreichischen Voralpen und ganz grob zwischen dem Windischgarstner Becken und dem Schießplatz in Molln – und er wird im Westen von der A9 Pyhrnautobahn durchlöchert. Das Sengsengebirge ist keine 2000 Meter hoch – und damit meist auch nicht die erste Adresse für Skitourengeher. Und wenn, dann sind die Touren hier nur selten im Jahr gut machbar, für eine oder zwei Wochen, bis der Föhn die Firnparty wieder abbläst. Dann heißt es Skitragen für hunderte Höhenmeter, denn der Talboden liegt tief (600 m) und der oberste Punkt (1963 m) in einer Höhe, wo viele Tiroler bereits zum Aprés-Ski abschwingen. Aber in diesem Winter dauert die Hochzeit des Sengsengebirges außerordentlich lange an, das weiße Kleid reicht schon wochenlang bis zum Boden. Wir genießen es ganz bewusst, gleich hinter unserer Haustüre auf Touren zu gehen. Das spart nicht nur Zeit, sondern schont auch die Umwelt.
Der Gamsplan von seiner Butterseite: Haselgraben
Einen außergewöhnlich schönen Ausflug unternahmen wir Anfang Februar: Erst ging’s über den Budergraben auf den Hohen Nock mit direkter Einfahrt vom Gipfel. Anstatt es weiter abwärts laufen zu lassen, fellten wir nochmal an und stiegen zum Merkenstein (auch Gamsplan genannt) auf. Der Höhepunkt waren grandiose Steilschwünge in den Haselgraben – ebenfalls mit direkter Gipfeleinfahrt. In vielen Wintern stellt im unteren Drittel des Haselgrabens eine Felsstufe eine große (und manchmal unüberwindbare) Hürde dar – und heuer? Keine Spur davon. Die Ausläufer einer mächtigen Lawine, die ins Rettenbachtal donnerte, störte kaum. Perfekt erwischt – sichere Verhältnisse, der Firn auf der Butterseite, und das Lächeln im Gesicht dauerte noch bis zum nächsten Ausflug an – der folgte wenige Tage später auf die Spitzmauer. Aber das ist eine andere Geschichte 🙂