„Es kommt nicht darauf an, dem Leben mehr Jahre zu geben, sondern den Jahren mehr Leben.“
Alexis Carrel
Juhuuuu! Auf zum Liskamm! Eine wunderbare Firnschneide verbindet seinen West- und Ostgipfel und schlängelt sich durch die Berühmtheiten des Wallis‘.
Luxus-Basecamp
In Zermatt schnappen wir uns eine der ersten Bahnen und gondeln gemütlich bis aufs Kleinmatterhorn. Dort ein ungewohnter erster Schritt: Hinein ins Restaurant. Durch Zufall sind wir auf diesen Geheimtipp gestoßen. An der Bergstation, durch dessen Menschenmassen der geneigte Alpinist möglichst schnell den Exitpoint sucht, kann man es durchaus länger aushalten: Ein Stockwerk oberhalb der „Kaufen Sie, kaufen Sie“-überteuerten-Matterhorn-Souvenirs finden sich Schlafplätze und eine Do-it-yourself Küche. Verglichen mit den Talpreisen alles sehr erschwinglich. Zur Absechslung zu kalten Biwaks ein Luxus-Ausgangspunkt – darf auch mal sein 🙂
Auf das Breithorn, fertig, los
Hier starten wir, ehe sich morgens die ersten Menschen von Zermatt herauf liften lassen und in einer Traube zum Breithorn losziehen. Gepäck abgelegt, hinaus ins Freie: Weil sie so schön ist, gehen wir sie gerne noch ein zweites Mal: die Breithorn-Traversierung. Vom breiten Horn zieht sich ein schmaler Grat aus Firn und Fels bis zum Roccia Nera. Eine abwechslungsreiche Halbtages-Tour, an der man sich gut an ausgesetzte Stellen tasten kann – und sogar fünf laut UIAA-Liste eigenständige Viertausender miteinander verbindet. Am Nachmittag sind wir retour in der tummelnden Basestation des Kleinmatterhorns, da kehrt auch langsam Ruhe ein.
Lang erseht, endlich vor uns: Früh morgens stapfen wir über den Verra-Gletscher los zum Gipfel des Castors (4223 m). Er liegt schön in der Linie und verlängert den Spaß. Bei einer Trampelpfadspur über das Felikjoch hinweg kommen wir gut voran. Sogar so gut, dass die Eispickel auf dem Rucksack bleiben können und die Stöcke neben den Steigeisen als einziges Hilfsmittel ausreichen. Bei perfekten Verhältnissen wird das zur wundervollen Gratwanderung jenseits der 4000-Meter-Marke zwischen Firn, Fels und dem Schweizer Himmel. Ein magisches Gefühl, als erstmals die Sonne hinter dem Liskamm zum Vorschein kommt.
Linker Schritt. Rechter Schritt. Vor den linken Schritt. Vor den rechten Schritt. Durchatmen. Staunen. Und von vorne. Präzise wie ein Schweizer Uhrwerk geht’s voran. Rechts pfeit’s hunderte Meter weit hinunter in ein Gletscherlabyrinth, links noch ein Stückerl mehr in eine eisig, felsige Nordwand. Egal, hier darf nichts schief gehen. Weder links noch rechts.
It’s magic!
Der Absteig nach dem Ostgipfel (4527 m) fordert in seiner Steilheit noch einmal perfekten Schritt auf Tritt. Bis wir den Grenzgletscher vor uns sehen, der zum Layrinthspiel wird. Manche Spalten klaffen meterweit offen, andere überbrückt ein Hauch von Schnee, ein seil-spannender Abstieg in der Mittagshitze. Nonstop vorbei an der Monterosahütte, es ist noch ein langer Weg zurück, der bis zum Zug beim Rotenboden sich immer weiter in die Länge zieht… Zwei treue Begleiter sind zu unserer Linken: die beiden Grate, die wir gestern und heute noch von oben gesehen haben. It’s magic.