Die Himmelsleiter von Oberösterreich
Sieben Kilometer zwischen Felsen, Schnee und Himmel. Schmale Gratstücke auf dem Weg vom Kleinen zum Großen Priel, auf denen Balancetänzer auf Steigeisen klar im Vorteil sind. Liegen dazwischen hoffentlich genüssliche Meter, die uns geniale Tiefblicke erlauben? Ganz bestimmt sind es spannende Kletterstellen, vereist oder verschneit, die wir überwinden müssen. Und zuletzt warte eine wilde Nordwand auf den höchsten Punkt (2515 m), die zur großen Unbekannten wird.
Ach du liebes Kind, wie wird sie wohl sein? Die Priel-Überschreitung – im Winter? Eine Mission impossible!? Im Grunde ist diese Gratwanderung auf den Großen Priel schon im Sommer eine ganz schön ausgewachsene Tour. Irgendwann kam der Gedanke, und wir spielten immer wieder mit ihm: Die Überschreitung doch im Winter zu versuchen.
Priel, Spaß und Spannung
An zwei sonnigen Februartagen 2015 können wir der Versuchung nicht mehr widerstehen. Priel, Spaß und Spannung: Wir öffnen das Überraschungsei – und es offenbart sich von allem etwas (selbst die Schokolade haben wir dabei). Die Sonne leistete Vorarbeit und hat zur Erleichterung am scharfen Grat vom Kleinen Priel (2136 m) bis zur Kirtagscharte viel Schnee geschmolzen.
Auf der Nordseite der Teufelsmauer packen wir erstmals das Seil aus, um eine leicht winterliche IVer-Stelle zu überklettern. Danach legen wir unser geplantes Biwak ein.
Schöne Aussichten! Würde beim Weg zum Pinkeln ein Windstoß nicht Andis Isomatte davon wehen, auf der er zuvor noch lauschig gelegen war… Ein eiskaltes Erwachen? Tiefer Winter herrscht in der Nordwand des Großen Priels. Meter um Meter arbeiten wir uns vorwärts, klettern über eisige Felsen, wühlen durch Schneemassen, kratzen mit den Eisgeräten in Felsspalten, spuren durch Rinnen. Bis das knallrote Gipfelkreuz immer größer wird – und wir uns mit einer Freudenträne darunter in die Arme fallen.