BEST OF XEIS: FESTKOGEL

F wie Firn, Frühling, Fröhlichsein: Teil 4 unserer Xeis-Auslese führt uns ins Herz des Gesäuses und mit Skiern auf einen unserer liebsten Kletterberge. Ein Wow-Effekt, dass der Sommer-Abstieg als Winter-Aufstieg so wunderschön möglich ist.

F wie… 15. Februar. Festkogel. Frühlingserwachen. Firn und Fröhlichsein! Das heutige Tourenziel wird ein Fest der Freude: Mit Gerda, Stefan und Gerald bringe ich (Marlies) das Auto direkt vor dem Kölblwirt in Position. Wir starten in eine Richtung, die wir ansonsten nur vom Klettern kennen. Schon oft sind wir auf dem Festkogel in seiner genial kompakten Südwand geklettert – in der Wiener Führe, der Superlux, im Steyrerweg, in der Fahrt ins Blaue… und wie sie alle heißen, die Evangelien in der Gesäuse-Bibel, die Touren in der Xeis-Auslese (von Andreas Hollinger und Jürgen Reinmüller). Der lange Weg zurück führte stets über das karstige Schneeloch. Hier so mir nix, dir nix mit Skiern durchkommen? Was im Sommer nicht auszumalen ist, nimmt im Winter weiße Formen an. Der Festkogel hat im Winter andere Charakterzüge – kantig und freundlich, wenn man ihm unter guten Voraussetzungen begegnet – so wie heute an diesem Wintertag, der viel mehr als Frühling daherkommt. Der Festkogel ist uns gut gesonnen.

Schon vom Auto weg kommen wir auf Touren und als uns die Sonne kitzelt, fallen die langen Hüllen. Frühlingsgefühle! Die erste Felsstufe meistern wir problemlos und queren unter dem Rinnerstein in Richtung Schneeloch. Boah, die Felsen lachen auch heute schon herunter. Der Schneekarturm brüllt in die Stille: „Kommt klettern! Jetzt.“ Stefan und ich liebäugeln mit dem Kalk, doch die Kletterausrüstung liegt zuhause… Egal, das Ziel ist auch ein anderes.

Wir lassen den Felskoloss links liegen und ziehen in spitzen Kehren aufwärts. Der Firn wäre sogar schon für die Abfahrt angerichtet. Aber da hätten wir wohl früher aufstehen müssen… Herrje, immer dieser morgendliche Kleinkrieg zwischen Müde-sein und Firn-wird-fein…

Nach dem ersten Steilaufschwung geht’s kitschig weiter. Zeit zum Rundumblicken bleibt viel an diesem schönen Tag. Wir stapfen in einer guten Spur aufwärts – es hat sich schon herumgesprochen, dass der Festkogel mit einem lachenden Gesicht nach Johnsbach blickt.

Steil zieht sich das Schneeloch bis zum Grat, wo die wilden Nordwände der Hochtorgruppe abbrechen. Von dort legt sich die Spur quer bis zum Gipfelkreuz. Eine fantastische Perspektive auf diesen Weisheits-Zahn öffnet sich vom benachbarten Hochtor – das Foto stammt von der darauffolgenden Woche vom höchsten Gesäuse-Nachbarn.

Dann rückt es immer näher, das Gipfelkreuz auf einem unserer Lieblingskletterberge, das wir sonst nur vom Sommer kennen.

Vor allem der Blick auf den benachbarten Ödstein lässt unser Herz höher schlagen. Verlockend, über diesen Grat weiterzusteigen… Doch der Blick wandert weiter über die Admonter Reichenstein-Gruppe, über der auch der Dachstein Hallo sagt. Das Panorama bei wolkenlosem Himmel – ein Fest der Freude. Langsam wird es Zeit zum Abfahren – auf Wiedersehen im Sommer.

Eine Stunde früher Aufstehen hätte zwar nicht unserer guten Laune, aber den Verhältnissen gut getan. Bei der Abfahrt (gegen 13 Uhr) ist der Firn fast streichfähig – im Gipfelhang wirkte aber ohnehin mehr Wind als Sonne. Dennoch erwartet uns eine lässige Abfahrt – eine Abfahrt, an die ich im Sommer kaum gedacht hätte, dass sie hier so „einfach“ möglich wäre (nicht falsch verstehen, Stürzen ist hier stellenweise auch nicht erlaubt). Fotopausen gab’s übrigens wenige, um nicht noch mehr Zeit liegen zu lassen. 😉

Dafür ist das Timing für den Einkehrschwung beim Köberlwirt umso besser. Mit dem Rücken zur Wirtshauswand lehnen wir in der Sonne. Sobald wir Cevapcici, Schnitzel und Schweinsbraten auf der Terrasse verputzt haben, verkriecht sich die gelbe Kugel mit ihren wärmenden Strahlen hinter den Bäumen. Perfekt genutzt, diesen Tag!

DAS WAR’S: SO VIELE STERNLEIN STEHEN

Endorphin: cooler Winterbesuch auf dem Kletterberg – schöne, steile Firnschwünge – kitschiges Gipfelpanorama eingezwickt zwischen Ödstein und dem Hochtor – im Herzen des Gesäuses

Adrenalin: Querung zum Gipfel hart und ruppig – besser nicht ins Rutschen kommen – mit guter Spitzkehrentechnik ist Aufstieg ein Genuss

Nichts wie hin: Bei guten Verhältnissen viel Betrieb – schön, wenn das Unvorstellbare so „einfach“ machbar wird

1) Kreuzmauer – die Prinzessin der Haller Mauer: Immer wieder ein majestätischer Anblick: Ist das Gesäuse der König, sind die Haller Mauern die Prinzessin. Die Kreuzmauer ist einer der schönsten Zacken ihrer Krone – und ein Skitourenberg, der Frühlingsgefühle weckt.

2) Hexenturm – mystisch auf der Nordseite: Diesmal steigen wir von Norden auf die Haller Mauern und lassen uns verzaubern: vom Hexenturm. Sein Rosskar finden wir zum Wiehern, dessen schneidiger Sattel zum Gipfel ist umwerfend schön. Hex, Hex!

3) Lugauer, das steirische Matterhorn?! Es geht auf das Matterhorn, das steirische: Wo Zermatt Radmer heißt, das Hörnli Lugauer und man ohne finanzielle Sorgen beim Wirt Nachschub bestellt. Verdient hat man sich’s ja.

Einen Augenblick bitte…